Teresa von Ávila

             Teresa von Jesus

             1515 - 1582

 

Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada wurde als drittes von zehn Kindern in der zweiten Ehe ihres aus einer jüdischen Familie stammenden Vaters am 28.03.1515 geboren; dieser konvertierte 1485 mit seiner Familie zum Christentum und erwarb einen Adelsbrief um den „Makel“ des „Conversos“ zu beseitigen.

Das wissbegierige, temperamentvolle und fröhliche Kind wurde von der Mutter fromm erzogen, auf Veranlassung des Vaters lernte sie Lesen und Schreiben. Zur weiteren Erziehung kam Teresa ins Kloster der Augustinerinnen ihrer Heimatstadt. 1535 entschloss sie sich unter dem Eindruck der Briefe von Hieronymus und nach eigener Aussage aus Angst vor der Ehe und der damit verbundenen Diskriminierung der Frau und aus Angst vor der Hölle, zum Eintritt in den Orden der Karmelitinnen im Menschwerdungskloster in Ávila.

 

Ihre Veranlagung zu Freundschaft und Kommunikation mit den Menschen - "Gott hat mir die Gnade gegeben, dass ich überall, wo ich hinkam, Sympathie hervorrief, und so war ich sehr beliebt" - übertrug sie auf den verlassenen und verratenen Menschen Jesus, daraus entwickelte sich ihr Beten als Pflege der Freundschaft mit Gott bzw. Jesus.

Das "Tercer Abecedario Espiritual", das "Dritte geistliche ABC" des Franziskaners Francisco de Osuna bestärkte sie in ihrem schon seit längerer Zeit geübten "inneren Beten". Sie vernachlässigte dieses, da sie sich Christus gegenüber nicht als Würdig empfand und meinte sie sei zu Schlecht für ein solches Beten. Vor einer kleinen Statue des gegeisselten Jesus erlebte sie eine tiefe existentiellen Erfahrung, von Gott, ganz unverdient, absolut geliebt zu werden, dieses bewirkte eine völlige innere Umkehr und Befreiung.

"Was ich aus Erfahrung weiß, darüber kann ich sprechen, und das ist, dass jemand, der mit dem inneren Beten begonnen hat, es ja nicht mehr aufgeben soll, mag er noch so viel Schlechtes tun, denn es ist das Heilmittel, durch das er sich wieder bessern kann, während ohne es alles viel schlechter wird." (Buch meines Lebens)

 

In den folgenden Jahren wurde Teresas Berufung immer deutlicher. Im September 1560 erlebte sie zusammen mit einigen Freundinnen und Verwandten in ihrer Klosterzelle die "Gründungssitzung" mit dem Wunsch, nach Art der "Descalzos", der "Unbeschuhten", (so nannte man die Reformbewegungen in den Orden), auch im Karmelitenorden eine Reform zu bewirken. Unter größten Schwierigkeiten und Anfeindungen ihrer Ordensschwestern setzte sie die Reform mit Hilfe des Bischofs von Ávila und mit Genehmigung von Papst Pius IV durch und gründete ihr erstes Kloster „San José“ im August 1562, in dem wieder die ursprüngliche Ordensregel befolgt werden sollte; der Orden der "unbeschuhten Karmelitinnen" war geboren.

Teresa verfolgte gegenüber dem damals vorherrschenden Reformideal anderer "Unbeschuhten" ihr eigenes Ordensideal, durch die Ablehnung jeglichen Rigorismus, gehört sie eigentlich gerade nicht zu den "Unbeschuhten". Für sie, die selbst mit mehr als 200 Schwestern im Kloster der Menschwerdung lebte, war das Ideal eine kleine Gemeinschaft von Schwestern die einen freundschaftlichen Umgang miteinander pflegen sollten, so war die Anzahl von 13 Schwestern anfangs typisch (nach dem Vorbild des Apostelkollegium plus Jesus), die später auf 21 Schwestern erhöht wurde.

Der geschwisterliche Lebensstil, das Einübung ins Ich-Sterben dem Freiwerden vom Ego, die Pflege einer intensiven Freundschaft mit Gott und mit den Menschen, sowie die Demut, verstanden als das ständige Bemühen um Wahrhaftigkeit und Selbsterkenntnis - prägten das Klosterleben. Statt Rigorismus mit schweren Bußübungen wie Selbstgeißelungen, extremen Fasten und totalem Abstinenzgebot setzte Teresa auf Sanftheit und die Erfahrung der Liebe Gottes.

 

Teresa konnte sich gegen Widerstände ihrer Mitschwestern, der Ordensleitung und auch weltlicher Behörden behaupten, ihr Aktivitäten der Gründungen und damit verbundenen Reisen wegen, titulierte sie der päpstliche Nuntius Felipe Sega wenig schmeichelhaft "ein herumvagabundierendes Weib".

"Du, Herr meiner Seele, dir hat vor den Frauen nicht gegraut, als du durch diese Welt zogst, im Gegenteil, du hast sie immer mit großem Mitgefühl bevorzugt, und hast bei ihnen genauso viel Liebe und mehr Glauben gefunden als bei den Männern, denn es war da deine heiligste Mutter, durch deren Verdienste – und weil wir ihr Gewand tragen – wir das verdienen, was wir wegen unserer Schuld nicht verdient haben. Reicht es denn nicht, Herr, dass die Welt uns eingepfercht und für unfähig hält, in der Öffentlichkeit auch nur irgendetwas für dich zu tun, was etwas wert wäre, oder es nur zu wagen, ein paar Wahrheiten auszusprechen, über die wir im Verborgenen weinen, als dass du eine so gerechte Bitte von uns nicht erhörtest? Das glaube ich nicht, Herr, bei deiner Güte und Gerechtigkeit, denn du bist ein gerechter Richter, und nicht wie die Richter dieser Welt, die Söhne Adams und schließlich lauter Männer sind und bei denen es keine Tugend einer Frau gibt, die sie nicht für verdächtig halten." (Teresa von Ávila: "Der Weg zur Vollkommenheit" )

Ab 1567 konnte sie vier weitere Klöster nach den neuen Regeln eröffnen, dann lernte sie 1568 in Valladolid Johannes vom Kreuz kennen und gründete zusammen mit ihm weitere Reformklöster für Frauen und für Männer. Johannes vom Kreuz wird ihr wichtigster Mitstreiter, Beichtvater und geistlicher Begleiter von vielen Schwestern. Insgesamt 15 Frauenklöster gehen auf ihr Wirken zurück, über deren manchmal abenteuerliche Entstehung sie in ihrem "Buch der Gründungen" berichtet, dazu, ungewöhnlich für eine Frau, 16 Männerklöster.

Da die Reformklöster immer noch dem Karmeliterorden unterstellt waren, gab es immer wieder Schwierigkeiten; erst 1580 erfolgte die Anordnung von Papst Gregor XIII. zur Errichtung einer eigenen Ordensprovinz, die 1581 erfolgte, womit die Trennung der beiden Zweige und die Eigenständigkeit der unbeschuhten Karmeliten anerkannt war; erst nach Teresas Tod, wurde 1593 ein selbstständiger Orden daraus.

 

Teresas Beten bestand darin, "mir Christus in meinem Inneren vorzustellen", "Inneres Beten ist meiner Meinung nach nichts anderes als ein Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir wissen, dass er uns liebt. Solches Beten verhilft zur Persönlichkeit dabei "widerfuhr es mir, dass mich ganz unverhofft ein Gefühl der Gegenwart Gottes überkam, so dass ich in keiner Weise bezweifeln konnte, dass Er in meinem Innern weilte oder ich ganz in Ihm versenkt war".

Die "Freundschaft mit dem menschgewordenen Gott" bewährt sich in der gelebten Nächstenliebe, denn "ob wir Gott lieben, kann man nie wissen; die Liebe zum Nächsten erkennt man aber sehr wohl". Gott war für Teresa nicht eine ferne, hohe Macht, sondern der Mensch Jesus, zu dem sie eine innige Freundschaft pflegen konnte. Beten ist nicht nur Gebet mit Worten, sondern als "Inneres Gebet" "Verweilen bei einem Freund, der uns liebt". Gottes Vergegenwärtigung durch inneres Beten lässt das Zutrauen wachsen, dass Gott dem Menschen die Vollkommenheit schenkt. In einer Zeit der Leistungsfrömmigkeit eine freimachende Botschaft.

 

Auf einer Visitationsreise starb Teresa von Jesus im von ihr gegründeten Kloster in Alba de Tormes, am 4.10.1582. Da Teresas Todestag bereits Gedenktag für Franziskus von Assisi war, legte man bei ihrer Heiligsprechung den Gedenktag auf den Tag danach - also eigentlich auf den 5. Oktober; in ihrem Todesjahr wurde aber der neue gregorianische Kalender eingeführt, was zur Datumsverschiebung um weitere 10 Tage auf den 15. Oktober führt.

 

Ihre Schriften bezeugen Teresa als Mystikerin von einer reichen Tiefe des Erlebens.

In ihrem ersten Werk, der Autobiografie "Buch meines Lebens" (1565), beschreibt sie ihren Weg bis zur endgültigen Bekehrung, ihre mystischen Erfahrungen und schließlich die erste Klostergründung. Edith Stein bekannte nach der Lektüre dieses Buches: "Das ist die Wahrheit." 1566 / 67 verfasste Teresa ihr Handbuch "Der Weg zur Vollkommenheit" für das Leben in ihren Klöstern, das von Liebe, innerer Freiheit und Demut sowie vom Gebet geprägt sein soll. Das "Buch der Gründungen", (1573-82), berichtet von der Gründung der neuen Klöster und enthält Ausführungen über das Gebet.1577 schrieb Teresa ihr reifstes Werk "Die Wohnungen der inneren Burg", eine Anleitung zum geistlichen Weg des Menschen der durch Gottes Handeln zur Vollendung gelangt - ein Klassiker der Weltliteratur. Eine große Zahl weiterer Werke, dazu schätzungsweise 20.000 geschriebenen Briefen von denen mehr als 400 erhalten sind , begründen das ihr zugemessene Prädikat "Doctrix mystica": Teresa gilt als größte Mystikerin aller Zeiten.

 

Kanonisation: Bereits am 24. April 1614 wurde Teresa seliggesprochen, 1627 zur Patronin von Spanien ernannt. Am 12. März 1622 wurde sie durch Papst Gregor XV. heiliggesprochen, 1944 von Papst Pius XII. zur Patronin der Schachspieler und am 18. September 1965 durch Papst Paul VI. zur Patronin der spanischen Schriftsteller erklärt. 1970 ernannte sie derselbe Papst als erste Frau in der Geschichte der katholischen Kirche zur Kirchenlehrerin.