Thérèse von Lisieux

                Thérèse vom Kinde Jesu und vom heiligsten Antlitz

                1873 - 1897

 

Thérèse von Lisieux wurde als jüngstes von neun Kindern von Zélie und Louis Martin als Marie-Françoise-Thérèse Martin am 2. Januar 1873 in Alencon (Frankreich) geboren. Thérèse, ein lebhaftes, quirliges und dickköpfiges Kind, wächst behütet auf.

Als im Sommer 1877 die Mutter stirbt, bleibt der Vater mit fünf Töchtern zurück, mit denen er nach Lisieux umzieht. Die älteren Schwestern Pauline und Marie werden Ersatzmütter für die Vierjährige, die sich durch den Verlust der Mutter in ein schüchternes, sich in sein Inneres zurückziehendes Kind verändert. Sie kommt auf eine Schule von Benediktinerinnen.

Als sie 10 Jahre alt ist, tritt ihre "zweite Mutter" Pauline in den Karmel von Lisieux ein, ob dieses neuen Verlustes erkrankt Thérèse schwer, ihre Genesung wird dem Gebet zu "Unserer Lieben Frau der Siege" zugeschrieben.

Am 8. Mai 1884 geht Thérèse zur Erstkommunion, in der sie sich Jesus ganz schenkt, weil er sich ihr schenkt. Am 14. Juni 1884 empfangt sie die Firmung. Als 14-Jährige muss sie den Verlust ihrer Schwester Marie verkraften, denn auch diese tritt in den Karmel von Lisieux ein.


Auch Thérèse will in den Karmel eintreten, ihre Aufnahmegesuche werden jedoch mehrfach abgelehnt. Sich mit dieser Tatsach nicht abfindend, reist sie mit ihrem Vater und ihrer Schwester Céline gemeinsam nach Rom um in einer Audienz bei Papst Leo XIII einen Karmel-Eintritt zu erreichen. Thérèse muss weiterhin warten, bis der Bischof von Bayeux letztlich doch zustimmt und sie am 9. April 1888, 15 Jahre jung, in den Karmel von Lisieux eintreten darf.

Als Ordensnamen wählt sie Thérèse de l'enfant Jesus (Therese vom Kinde Jesus), bei ihrer Einkleidung fügt sie ihrem Namen den Zusatz "vom Heiligsten Antlitz" bei. Thérèse leidet wie die meisten ihrer Mitschwestern unter Skrupeln.

Erst mit ihrer Feierlichen Profess am 8. September 1890 erfährt sie inneren Frieden und gewinnt spirituelle Weite, insbesondere durch ihre, für die Zeit ungewöhliche, Lektüre der Werke Johannes vom Kreuz.

1893 wird Sr. Agnes von Jesus, Thérèses leibliche Schwester Pauline, zur neuen Priorin des Karmel gewählt. Nach dem Tod des Vaters, tritt auch Céline Martin in den Karmel von Lisieux ein, die Cousine Marie Guérin wird ebenfalls noch eintreten.


Thérèse entdeckt für sich den sogenannten "Kleinen Weg", sie versteht, dass sie klein bleiben muss, und noch kleiner werden soll, um Gott zu dienen. Sie entwickelt sich geistlich stark weiter und entdeckt die "Barmherzige Liebe Gottes" für sich. Die Priorin Sr. Agnes trägt Thérèse auf, ihre "Kindheitserinnerungen" aufzuschreiben, im Januar 1896 übergibt sie ihrer Schwester das fertigstellte Manuskript.

Mit der Wiederwahl von Mutter Maria Gonzaga als Priorin am 21. März 1896 werden Thérèse vom Kinde Jesus die Novizinnen zur Ausbildung anvertraut.


In der Karwoche 1896 erleidet Thérèse ihre ersten zwei Bluthustenanfälle. In dieser Zeit des beginnenden Leidens, die Krankheit Tuberkulose ist noch nicht diagnostiziert worden, findet sie, inspiriert durch eine Stelle bei Paulus, ihre Berufung:

"Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich die Liebe sein. Auf diese Weise werde ich alles sein."


Bald schon kann Thérèse nicht mehr am gemeinschaftlichen Leben des Konventes teilnehmen. Auf Anweisung ihrer Priorin schreibt sie weiterhin an ihren Erinnerungen.

Am 8. Juli wird Thérèse in die Krankenabteilung gebracht, medizinisch ist zu der Zeit eine Heilung von Tuberkulose noch nicht möglich, man probiert so gut es geht zu helfen. Die Schwestern wachen abwechselnd an ihrem Bett und schreiben ihre Worte mit, so auch ihre "letzten Worte" am 30. September 1897 kurz vor ihrem Tod:

"Oh! Das ist wirklich das reine Leiden, denn es gibt keinen Trost dabei, Nein, nicht einen! O mein Gott!!! Und doch liebe ich Ihn, den lieben Gott...(...) Mein Gott, mein Gott, hab Mitleid mit mir!...(...)... Oh! Ich lieb Ihn... Mein Gott... ich ... liebe Dich!"


Nach ihrem Tod verbreitet sich ihr Ruf als einer der größten Heiligen, da unzählige Menschen ihrer Fürbitte Gebetserhörungen zuschreiben. Ihre Lebensgeschichte "Geschichte einer Seele" wird bereits zwei Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht.

Schon 1923 wird Thérèse von Lisieux seliggesprochen und 1925 heiliggesprochen. Papst Pius XI. erklärt sie 1927 neben Franz Xacer zur Patronin der Weltmission. Papst Johannes Paul II erhebt Thérèse 1997 zur Kirchenlehrerin.

Die der hl. Thérèse geweihten Basilika in Lisieux ist Ziel von jährlich ca. zwei Millionen Pilgern.